... IM DENKMAL

Willkommen in der Vergangenheit

 Ehemalige Kaufmannsvilla aus dem Jahr 1902

Jugendstil Villa im Umbau zur Pension „Villa AusZeit“

Wohnhaus mit Wintergartenanbau

und Einfriedungsgitter

Das sich heute auf einem Eckgrundstück erhebende Haus stand ursprünglich in einem großen Grundstück straßenbegleitend zur Wildemannsgasse. Die Ecksituation ist erst später entstanden, als man die Hansastraße geschaffen hat. Daraus ergibt sich auch die Tatsache, dass das Haus sich weniger auf eine Straßenecke als auf die Straßenfront zur Wildemannsgasse bezieht. Hier ist ein schmaler mit der bauzeitlichen Einfriedung vom Straßenraum abgetrennter Vorgarten.


Das Haus wurde 1902 von dem „Bauleiter“ Schildheuer für den Rendanten Bergmann errichtet. 1907 wurde ein Wintergarten angebaut. 1950 wurde noch der Anbau mit Garage hinzugefügt, der jedoch nicht Teil des Baudenkmals ist.


Über einem Kellersockel erhebt sich das massiv gemauerte und mit Backstein verblendete Haus, das mit einem dunklen Pfannendach gedeckt ist. Der mehrfach gestufte Baukörper schließt mit einem entsprechend abgestuften, weit vorkragenden Dach ab. Die lebhaft gestaltete Straßenfront weist auf der rechten Seite ein mit einem Krüppelwalm abschließendes Zwerchhaus auf, das in Erd- und Obergeschoss wiederum einen noch weiter vorkragenden Erker hat. Der Hauseingang befindet sich hingegen zurückgesetzt im rechten Teil des Hauses, sodass Platz für einen kleinen Weg und eine großzügige Treppe ist. Die Ecken sind im Wechsel mit Backstein mit verputzten Eckquadern markiert und auf diese Weise die Konturen des Hauses hervorgehoben. Weiterhin sind die Fenster mit Putzbändern gerahmt sowie weitere Bauteile durch abgesetzte Gesimse oder Brüstungen hervorgehoben, sodass ein lebhafter Wechsel aus roter Backsteinwand und Putzornamentik entsteht. Er führte zu einer detailliert durchgestalteten Fassade, die ihren Abschluss in der vielgestaltigen Dachform findet.


Obwohl die Haustür bei der Erweiterung des Hauses 1950 ausgetauscht oder zumindest stark überarbeitet wurde, ist die alte Aufteilung weiterhin gegeben. Die Erschließung (Flur/Treppenhaus) ist weitgehend erhalten. Während der Anbau Fliesen von 1950 aufweist, zeigt der Flur von 1902 die bauzeitlichen Keramikfliesen. Eine zurückhaltende Stuckleiste, die bauzeitlichen Türen und die Treppe, deren Geländer wohl 1950 etwas vereinfacht wurde, ergeben ein Gesamtbild des ursprünglichen Bestandes. Auch in den Zimmern könnten unter den abgehängten Decken noch Stuckverzierungen existieren.

Obwohl schon früh eine Zentralheizung eingebaut worden ist, scheinen nach der Kaminverteilung zunächst Öfen vorgesehen worden zu sein. Allerdings sind die Heizkörper dem Augenschein nach kurz nach Fertigstellung des Hauses eventuell mit dem Wintergartenanbau 1907 eingebracht worden.


Die Toiletten befanden sich noch auf dem Treppenabsatz, ein Badezimmer war jedoch im Obergeschoss schon vorhanden. Der nachträglich angebaute Wintergarten ist nicht in die Zimmerabfolge integriert, er befindet sich hinter der Küche, allerdings erlaubt er den Garten mehr in das Haus einzubeziehen, dessen Wohnzimmer –wie zu der Zeit üblich- nach vorne zur Straße ausgerichtet sind. Im Erdgeschoss befand sich außer den repräsentativen Wohnräumen und der Küche noch das Büro des Hausherren sowie ein Gästezimmer. Letzteres ist unüblich, die befanden sich sonst zumeist im Dachgeschoss.


Das Haus ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, hier für die Ortsgeschichte von Soest, da der gut überlieferte bauliche Zustand das bürgerliche Wohnen und Wirtschaften in diesen Fall eines Rendanten (wäre wohl heute ein Wirtschaftsprüfer/Steuerberater) auch heute noch nachvollziehbar macht.


Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier architekturhistorische Gründe vor, da es sich um ein gut erhaltenes Beispiel historischer Architektur im späten Kaiserreich handelt. Es zeigt einen soliden Villenbau, der zwar auf eine Straßenansicht hin, aber nicht mit übermäßigem Aufwand gestaltet ist.


Weiterhin liegen für die Erhaltung und Nutzung noch städtebauliche Gründe vor, da das Haus noch deutlich die ursprüngliche bauliche Situation der Wildemannsgasse von 1902 zeigt, indem es eben nicht als Eckhaus ausgebildet ist, sondern die nördliche Hausseite nicht weiter gestaltet ist. An der Erhaltung und Nutzung besteht daher gem. § 2.1 DSchG NW aus wissenschaftlichen, städtebaulichen sowie stadtbaugeschichtlichen Gründen, ein öffentliches Interesse.

Text: A.-M. Berendes, Untere Denkmalbehörde Soest

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